Verrückt nach Jagdspielen

Hundeschule LottaLeben Hundetraining Berlin Balljunkie

Artikel in der B.Z. über das Thema: Jagdspiele

 

 

Das Wort "Balljunkie" haben viele Hundebesitzer mittlerweile schon einmal gehört. Auch hat jeder von uns gleich einen entsprechenden Hund im Kopf. Meist ein kleiner Terrier, wild kläffend vor seinem Menschen stehend, der doch bitte möglichst schnell, schneller am schnellsten ein weiteres Mal den Ball werfen soll. Mit oder ohne Plastikarm, egal, Hauptsache JETZT, SOFORT. Und noch viele weitere Male. Die Zunge hängt aus dem Maul, der Blick sieht schon etwas wirr aus und die Welt um den Hund herum scheint keine Bedeutung mehr zu haben.

Ist das nun aber schlimm? Der Hund hat doch sichtlich seine Freude, oder nicht?

Natürlich muss man auch hier, wie immer, differenzieren. Ballspiele, wahlweise mit Stock, Friesbee oder anderen Flugobjekten, sind nicht per se zu verteufeln. Es kommt ganz auf den Hund an, auf die Art, wie gespielt wird, die Häufigkeit und weitere Umstände.

Problematisch kann es tatsächlich bei bestimmten jagdlich stärker motivierten Hundetypen werden. Eben der Typ Terrier oder ähnliche. Wird bei diesen Hunden kein Wert auf ein kontrolliertes Apporitieren gelegt, bei dem der Hund sich ablegen oder setzen muss und wartet, bis er das Signal bekommt loszurennen, sondern direkt dem fliegenden Objekt hinterher hetzen darf, besteht die Gefahr, das Jagen sich bewegenender Objekte zu fördern. Da bestimmte Hunde im Hetzen und Jagen von Natur aus Profis sind, braucht man das nicht noch zu fördern. Die körpereigenen Drogen (Endorphine, Adrenalin), die beim Hetzen freigesetzt werden, können süchtig machen, nach eben diesem Vorgang. Es handelt sich dabei dann nicht mehr um ein Spiel. Sondern um Hetz-Training. Einige ungünstige Nebenwirkung hat das durchaus.

Ungünstig und gefährlich sowohl für den Hund als auch sein Umfeld wird es, wenn der Hund beginnt sich generell Bewegungsreize zu suchen, die er jagen kann. Vögel, Eichhörnchen, Kaninchen. Das ist für den Hund u.U. gefährlich, weil er nicht mehr sicher abrufbar ist. Jogger, Radfahrer, Rollerblader, rennende Kinder, noch besser rennende Kinder mit Ball.... das ist eher für die restliche Stadtbevölkerung von Nachteil. Vor allem wenn es sich nicht um einen kleinen Jack Russel Terrier handelt, sondern um einen Husky.

Hundeschule LottaLeben Hundetraining Berlin Suchspiel statt hetzen

Eine zu starke Objektbesessenheit zieht außerdem oft ein Defizit im Sozialverhalten mit sich. Das Interesse an Artgenossen schwindet oder geht unter Null, da diese maximal als Konkurrenz um das Objekt wahrgenommen werden. Mit einem Ball oder ähnlichem auf einen Hundeplatz zu gehen, ist daher nicht die sinnvollste Idee. Einen Hund immer und immer wieder die gleiche Strecke hin und her zu jagen, damit er müde wird, ist ein nachvollziehbarer Gedanke aber keine wirklich schöne Beschäftigung. Er wird extrem hoch getrieben und die Beschäftigung ist sehr stupide und unsozial. Ein langer Spaziergang, gemeinsames Radfahren, Geschicklichkeitsübungen oder Suchspiele sind weitaus empfehlenswertere Beschäftigungen. Interaktiv mit dem Menschen, konzentrierte, ruhige Arbeit, auch mal unter Einsatz des Hundehirns.... Wer die Frage: "Würde Ihr Hund einem Ball aus dem 4 Stock hinterher springen?" mit JA oder KÖNNTE SEIN beantworten kann, der hat ganz klar einen Hund, der durch unkontrollierte Jagdspiele zu sehr hochdreht. Besonders Hunde, die generell Probleme mit der Impulskontrolle haben, hibbelig und aufgedreht sind oder zu Frusthandlungen neigen, wenn es nicht schnell genug geht, sollten nicht mit Bällen in den Wahnsinn getrieben werden.

Hundeschule LottaLeben Hundetraining Berlin Tennisball Zähne

Ganz nebenbei, Tennisbälle wirken wie Sandpapier und schleifen auf Dauer die Zähne ab. Vorsicht auch unbedingt bei der Ballgröße! Ein im Flug gefangener Ball, der eine Nuance zu klein ist, kann sich so im Rachen verfangen, dass der Hund qualvoll erstickt.

 

Also keine Ballspiele mehr? Doch, aber alles in Maßen. Wenn der Hund sich generell gut im Griff hat und man ein eher kontrolliertes Apportieren praktiziert und dies vor allem nicht im Übermaß, spricht nichts dagegen. Wenn ich das Spiel jederzeit abbrechen kann, ohne dass der Hund damit Probleme hat, dürfte alles soweit in Ordnung sein.....

 
 
Posted on April 7, 2016 and filed under Alltag mit Hund.