Flüsterpost auf der Hundewiese

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Die Top 3 der sich am hartnäckigsten haltenden Gerüchte

Immer wieder hört man sie, bekommt sie als Ratschläge mitgeteilt oder ungefragt hinterher gerufen. Die “Klassiker” zum Thema Hundewissen, die immer noch und immer wieder auf der Straße, im Park, auf dem öffentlichen Hundeplatz, im Hundeauslaufgebiet und wo man sich sonst noch so mit seinem Hund aufhält, verbreitet werden.

Das Interessante dabei: niemals handelt es sich hier um Fachfrauen und -männer, sondern immer um private Hundehalter. Deswegen hier, zur Info für alle Hundeneulinge, die drei hartnäckigsten und oftmals fatalen Fehlinformationen, die wie bei Flüsterpost von Park zu Park hüpfen.

An dieser Stelle möchte ich zudem jedem Hundehalter ans Herz legen, sich einfach einmal wenigstens den Fragenkatalog zum Hundeführerschein anzusehen. Egal wie sinnlos der Hundeführerschein generell sein mag, Bildung und Information in einer Stadt mit einer so extrem hohen Hundedichte sollte jedem ein Anliegen sein. Für das Wohl unserer Hunde (aller!). Seien Sie neugierig und testen Sie Ihr Basiswissen.

Hier zum Download: Fragenkatalog Hundeführerschein

1. Der Welpenschutz

Welpen genießen gegenüber erwachsenen, fremden Hunden KEINEN Welpenschutz! Es ist im Gegenteil sogar so, dass erwachsene Hunde sich von fremden Welpen oftmals sehr genervt fühlen und vor allem den Umgang mit selbigen selbst nie gelernt haben. Fragen Sie bitte immer den anderen Hundehalter, ob sein Hund mit Welpen umgehen kann und möchte und falls der Halter sich nicht sicher ist, lassen sie diesen Kontakt einfach sein.

Vor allem natürlich wenn es sich um einen größeren Hund handelt, der zudem vielleicht sogar noch angeleint ist und keine Möglichkeit sieht der Situation auszuweichen, kann es schnell zu Verletzungen kommen.

(siehe Fragen 19 und 22 der Sachkundeprüfung mit Fotos)

2. Hunde müssen / sollen an der Leine Kontakt haben

Es hält sich hartnäckig die Fehleinschätzung, dass Hunde an der Leine auf Artgenossen sozialisiert werden / werden müssen. Oftmals ist es gruselig zu beobachten, wie angeleinte Hunde auf der Straße von anderen bedrängt und in die Enge getrieben werden. Ein kleiner Welpe, der sich gerade an die Stadt gewöhnt und noch gar nicht weiß, wie man an der Leine läuft und wo oben und unten ist, wird von oftmals freilaufenden Hunden völlig ungehemmt bedrängt. Es gibt keine Ausweichmöglichkeit. Wenn der Kleine dann sichtlich gestresst ist und ganz klar KEINE guten ersten Erfahrungen mit anderen Hunden sammelt, hört man nicht selten auch noch vom Besitzer des aufdringlichen, unerzogenen Hundes: “Das muss Ihrer jetzt mal aushalten, das muss er lernen!”……….

Nein! Muss er nicht. Ihr Hund, gute Nachricht, muss nicht lernen in einer Situation, die er nicht möchte, und aus der er nicht ausweichen kann, auszuharren, still zu halten und sich bedrängen zu lassen. Man treibt ein Tier nicht in die Enge. Menschen auch nicht. Sie dürfen GERNE Hundekontakte an der Leine vermeiden und Ihrem Hund beibringen, entspannt an anderen vorbei zu gehen. Sie sorgen für ihn und geben ihm das Gefühl, dass er sich auf seine Ersatzfamilie verlassen kann und nicht ständig in Situationen kommt, in denen er sich ausgeliefert fühlt. Egal ob Welpe, alter Hund, kranker Hund, introvertierter Hund, ängstlicher Hund, Hund der schlicht und einfach keinen Bock auf andere Hunde hat, ihr Hund soll und darf sich mit Ihnen an der Seite sicher fühlen. Leinenagression entsteht zu einem Großteil aus eben solchen übergriffigen Situationen. Der Hund nimmt das logischerweise irgendwann selbst in die Hand. Und vertreibt nervige Artgenossen. Lasst uns alle verstehen, dass man Hunde nicht bedrängt und dass man vorher fragt und am entspanntesten wäre es für alle Beteiligten, wenn man einfach höflich an einander vorbei ginge. (ganz klar gibt es zum Glück auch viele Hunde, die das gut abkönnen…. aber eben so viele, für die ein Tag in Berlin nicht mehr ist, als ein nervenaufreibender Spießrutenlauf! Mehr hierzu im Beitrag “Der angeleinte Hund”)

GEWÖHNUNG AN ANDERE HUNDE FINDET NICHT AN DER LEINE STATT!! JEDER HUND HAT EIN RECHT DARAUF, IN RUHE GELASSEN ZU WERDEN!

(siehe Fragen S.8/Frage 6!, S.12/Frage 17, S.19/ Frage 40, S.22/Frage 10!,12!, S.27/Frage 20, S.29/Frage 23f, 25)

3. Das machen die Hunde unter sich aus

Hier kommt mit Sicherheit der berechtigte Einwurf: “Genau das hat mein Hundetrainer aber gesagt!”. Ja, und wahrscheinlich und hoffentlich hatte er/sie in der entsprechenden Situation auch recht. Natürlich gibt es viele Situationen, die man einfach laufen lassen kann. Aber dies betrifft niemals alle. Ihr ausgebildeter Hundemensch weiß die Situation einzuschätzen, in der Welpengruppe erklärt er Ihnen, wann man die Hunde lernen lässt und wann man mal eingreifen sollte. In der Halbstarkengruppe und anderen Kursen geht es so weiter. Ihr Trainer kann die Situation einschätzen und er kennt Ihren Hund nun schon seit der Welpenspielstunde oder hat ihn in anderen Kursen kennen gelernt und kann sowohl bei ihm, als auch dem anderen Hunden die kommenden Verhaltensweisen antizipieren. Der private Hundehalter im Park, der Ihnen erzählt, er habe schon seit 40 Jahren Hunde und nun seinen 4ten…… Ja, der hat mit Sicherheit wesentlich mehr Ahnung als ein Ersthundebesitzer, er ist aber weder fachlich ausgebildet, noch hat er mit hunderten von Hunden in verschiedensten Konstellationen und in verschiedensten Situationen gearbeitet. Er ist und bleibt nur ein Hundeliebhaber. Mehr nicht. Wir sind die Familie unseres Hundes und wir haben die Verpflichtung und Verantwortung unseren Hund zu einem sozial kompatiblen Tier zu erziehen. Nicht einfach sich selbst zu überlassen und zu einem grenzenlosen, hemmungslosen, losstürmenden, nicht hörenden Rambo werden zu lassen, den dann Bitteschön die anderen (armen) Hunde erziehen sollen, weil ihre Menschen denken, sie könnten sich da einfach ganz bequem aus der Verantwortung ziehen. (mehr dazu im Beitrag “Will er wirklich nur spielen?”)

Und ja, wenn Ihnen Ihr Bauchgefühl sagt, dass Ihr Hund gerade stark bedrängt oder bewusst verängstigt wird, dann helfen Sie Ihm! Sie müssen da nicht zusehen. Und umgekehrt, wenn Ihr Hund andere stark bedrängt, setzten Sie ihm bitte Grenzen. (mehr dazu im Beitrag “Das machen die alleine aus”)

(ab S.9 “Körpersprache”, S.12/Frage 17, S.22/Frage 11, 12, S.25/Frage 18, S.29/Frage 23a,d, 25)

 
Posted on May 5, 2019 and filed under Alltag mit Hund, Rücksicht und Miteinander.